Samstag, 19. Juni 2010

Die Regeln der Kunst

Es gibt bestimmte Regeln und Gesetze im Leben, an die sich alle Dinge halten. Zum Beispiel die einfache Tatsache, dass man immer das haben will, was man nicht hat.
Hierbei ist es egal ob es sich um Personen, Tiere oder Dinge handelt. Die Gesetzmäßigkeiten des Lebens haben das bereits berücksichtigt.
Als ich Deron hätte haben können, habe ich ihn nicht gewollt und als ich ihn wollte, war er verschwunden. Im Grunde kann ich mich nicht beklagen. So ist das nun mal.

Das ist aber natürlich nicht die einzige Regel im Leben. Es wurden natürlich im Laufe der Zeit Methoden entwickelt, um die Regel aller Regeln zu manipulieren, ja sie zu brechen.
So kann man bestimmte Objekte der Begierde (vorzugsweise Lebende) beeinflussen, in dem man die Regel "Mache dich rar und du bist interessant" beherzigt.
Treffen da allerdings zwei Sturköpfe aufeinander, erfordert es ein hohes Maß an Geduld, um an sein Ziel zu gelangen. (Deron war stur und ich nicht geduldig. Was unter anderem zu Punkt Eins führte.)

Da ich mich also nicht mit dem unaufhaltbarem aufgehalten habe, habe ich mich neuen Regeln zugewandt, die wiederrum nur eine bestimmte Art Menschen betreffen. Den Adel. Genauer, den männlichen Adel im heiratsfähigen Alter.
Ein Lord ist einer Dame gegenüber immer freundlich, egal ob er sie leiden kann oder nicht.
Kann er sie leiden, ist er besonders charmant, aber nicht aufdringlich.
Ein Lord ist ein guter Redner und allgemein gebildet.
Ein Lord ist ein Geschäftsmann und Diplomat zugleich.
Ein Lord rückt einer Dame den Stuhl zurecht.
Ein Lord ist immer pünktlich!

Die letzte Regel hatte ich mir als junges Mädchen schon farbig angestrichen, denn wenn ich eines nicht ausstehen konnte, dann auf jemanden zu warten. Weder auf Märchenprinzen noch auf Begleiter für einen Ball. Das hat sich auch bis heute nicht geändert.
Ganndor erfüllt die meisten dieser Regeln. Aber warten ließ er mich oft. Es war beschämend allein zu diesem Ballabend zu gehen. Ich wartete beinahe eine halbe Stunde draußen vor dem Gebäude. Fast hätte ich den Tanz verpasst, seinetwegen.

Aber Marilla hatte ja zum Glück auch hierfür eine Regel parat, die ich nun befolgen werde:
Wenn du möchtest, dass dein Auserwählter pünktlich ist, sei selbst immer etwas zu spät.

In diesem Sinne, geschätztes Tagebuch, ein verspäteter Eintrag zu den Ereignissen der letzten Tage.