Montag, 17. November 2008

Angst und Frieden

Denke ich an Lordaeron, denke ich an Glanz und Schönheit. Mich störte nicht, dass die Stadt aus allen Nähten platzte. Mein Blick war stets auf die Türme gerichtet, die mich in ihren Bann zogen. Oft stellte ich mir vor dort oben gefangen zu sein und gerettet zu werden.
In Wahrheit war ich eine Gefangene meiner Mutter. Und mich vor ihr zu retten sollte sich schwieriger gestalten, als man es in Kinderträumen fantasiert.
Es stank in der Stadt fürchterlich nach allen Gerüchen, die ich bis dahin gerochen hatte. Schweiß, Bier, Wein, Essen, Fäkalien, Müll und Angst.
Aber wenn mein Blick zu den Türmen gerichtet war, roch ich von alledem nichts. Dann sah ich nur Wolken und Himmel. Und Frieden.
Meine Mutter ließ ihre Beziehungen spielen und so gelangten wir ohne viel Wartezeit in ein Haus, das unserem im Rotkammgebirge in nichts nachstand.
Mit uns waren gekommen Marilla, zwei Dienstboten, der Schmied und sein Sohn. Er war etwas älter als ich, so dass ich für ihn uninteressant war.
Aber er für mich umso mehr.
Bis wir das erste mal miteinander redeten, verging allerdings noch viel Zeit.

Samstag, 15. November 2008

Augenblick

Ich bin neun Jahre alt, als wir uns auf den Weg machen in eine unbekannte Zukunft. Wir fahren in unserer Kutsche. Zusammen mit einem riesigen Flüchtlingsstrom treten wir unseren Weg an. Marilla gibt mir viel Kraft in dieser Zeit und ich wüsste nicht, wo ich sein würde, wäre sie nicht gewesen. Meine Mutter redet nicht über meinen Vater. In ihrer Anwesenheit tat das niemand.
Sie war mir fremder als all die anderen Menschen, die mit uns kamen. So war es schon immer gewesen.
Ich denke viel an Wulfengard. Meinen Vater. Mein Held. Er verteidigte uns. Er gab sein Leben.
Marilla hat mir beigebracht an die schöne Zeit mit ihm zu denken und dies auch gern zu tun. Heute denke ich, sie spielte genauso mit ihrem Leben, wie einst mein Vater, hätte meine Mutter gewusst, was sie mir alles beibrachte.
"Erinnere dich stets und versuche nicht zu vergessen."
Ich trauerte einige Wochen um ihn. Still und leise. Dann erreichten wir Lordaeron. Jetzt blieb keine Zeit mehr für Gefühle. Das begriff ich, nachdem ich meiner Mutter in die Augen sah.