Sonntag, 31. Oktober 2010

Ein Wald voller Bäume

Es gab kein weiteres Zögern. Die Bewegung war ruckartig und plötzlich. Und dann trafen sich unsere Augen. Ein Blick und alle Gefühle vereinten sich zu einem großen Klumpen, der sich um mein Herz schlang. Das Gewicht zog mein Herz hinab und für einen Moment hörte es ganz sicher auf zu schlagen.
"Kleines", sagte er nocheinmal und dann nochmal. "Kleines."
Er hielt mich im Arm und ich sagte gar nichts und dachte so viel. Tausend Fragen die auf mich einströmten, die mich schwindelig machten und am Ende das Wissen, dass alles nur ein Traum sein muss. Bestimmt. Nur. Ein. Traum.
"Du musst von hier verschwinden Vela, du bist nicht sicher."
"Was?" Ich hatte den Klang der Worte wohl verstanden, ich sah wie sich seine Lippen bewegten, wie sich der Mund öffnete und schloss, aber jeglicher Sinn weigerte sich, mit den Worten in mein Ohr zu gelangen, um verstanden zu werden.
"Du bist hier nicht mehr sicher."
"Ich...doch."
'Ich...doch.' Was ist das denn für ein Mist? Ich treffe ihn wieder, nach gefühlten hundert Jahren der Suche und alles was ich sage ist: 'Ich...doch.'
Am liebsten wäre ich davon gelaufen. Schon wieder. Aber er hielt mich fest.

Montag, 25. Oktober 2010

Auf ein Wort

"Kleines?" Ich zuckte zusammen und wusste nicht, ob die Stimme oder das gesprochene Wort der Grund war. Ich hatte mich schließlich endlich damit abgefunden dieses Wort gesprochen von dieser Stimme nie wieder zu hören. Vielleicht war es deshalb so durchdrigend.
Das Wort drang in mein Ohr und von dort abwärts, hinein in den Bauch, wo es ein wohliges Kribbeln verursacht. Aus dem Bauch wandert es direkt ins Herz, das sich sofort zusammen zieht und von dort verschwindet es und bleibt nur noch Erinnerung. Erst ganz lebendig und dann immer blasser werdend.
Er legte eine Hand auf meine Schulter, "Kleines?" sagte er wieder. Diesmal blieb das Wort im Kopf.
"Bist du es?"
Eine berechtigte Frage. Bin ich es noch oder hatte ich das, was er mit "Kleines" bezeichnete weit hinter mir gelassen?
Ich fühlte seine Hand auf meiner nackten Haut. Ich fühlte jeden einzelnen Finger. Sie brannten. Würde er seine Hand wieder wegziehen, ich hätte ein Brandmal genau dort, wo sie gelegen hatte.
Mit geschlossenen Augen drehte ich mich nach ihm um.
Ich war nur einen Augenblick davon entfernt ihn anzusehen.