Freitag, 13. Februar 2009

Wildfang

Es war kaum zu glauben. Der Kauf eines Pferdes stand so gut wie bevor. Meine Mutter hatte keine Zeit mich zu begleiten. Ihr standen wichtige Geschäfte im Weg. Sagte sie jedenfalls.
Marilla begleitete mich. Sämtliche Formalitäten hatte meine Mutter bereits mit Brief und Siegel mit dem Gestüt Falkenstein geklärt. Ich brauchte mir nur noch ein Pferd auszusuchen.
Dies sollte sich jedoch als schwieriger herausstellen, als ich anfangs dachte.
Meiner Mutter war es überaus wichtig, ein gewisses Maß an Reichtum und Stil nach außen hin zu vertreten, auch wenn es dabei um die Wahl des richtigen Pferdes ihrer Tochter ging.
So war es ihr zu verdanken, dass sie Deron den Auftrag gab, Marilla und mich zu begleiten.
Deron steuerte unsere Kutsche und nach nicht allzulanger Zeit waren wir auf dem Gestüt angekommen.
Deron war es auch, der sich um fachliche Gespräche kümmerte, während ich mich in Ruhe umsah.
Und dann sah ich es. Ein schwarzes Pferd in einiger Entfernung, auf einem Hügel.
Es sah frei aus und wild. Voller Temperament. Es sollte meins sein.
Ich teilte Deron meine Entscheidung mit, welche er mit einem offenen Lächeln begrüßte.
"Ein Wildfang, für den Wildfang."

Montag, 9. Februar 2009

In der Zauberkrähe

Es ist viel Zeit vergangen. Heute sitze ich in Dalaran. Mehr oder weniger versteckt. Ich habe alles verloren, was mir je wichtig war. Ich habe sogar Dinge verloren die mir nie wichtig waren.
Ich habe nichts mehr, als ein zerbrochenes Amulett, dass einen Vollmond darstellt, der geborsten ist. Es ist Jade.
Ihm liegt ein Brief bei, den ich nicht zu deuten vermag. Es gibt niemanden an den ich mich wenden kann.
Ich bin einsam. Ich bin allein.
Aber ich möchte nicht meiner eigenen Geschichte vorgreifen. Bis ich an dieser Stelle mit meinen Erinnerungen in diesem Tagebuch ankomme, müssen noch viele Seiten mit Tinte verziert werden. Ich summe meine Melodie aus alten Tagen. Ich denke an Mondlicht. Es wird die nächste Geschichte werden, an die ich mich erinnere. Bis zum Heute ist es noch weit.

Noch bin ich glücklich.

Sonntag, 8. Februar 2009

Aus alten Tagen

Im Moment denke ich ständig an ein altes Lied, aus alten Tagen, das mir nicht mehr aus dem Kopf gehen mag.

Am Meer weit in der Ferne
steht eine junge Frau
Sie singt und sieht so gerne
hinaus aufs tiefe Blau
~ ~ ~
Am Meer weit in der Ferne
hört man die Wellen rauschen
und es gibt nicht viele
die ihren Klängen lauschen
~~~
Nur jene junge Frau
sie liebt das Meeresrauschen
hat sie leider doch versäumt
auf ihr Herz zu lauschen
~~~
Ihre große Liebe
ist schon seit langem fort
und seitdem hört man sie singen
an jenem kalten Ort
~~~
Der Liebste suchte lange
nach seiner hübschen Frau
nur das Meer, das mied er
war es ihm doch zu rau
~~~
So suchen beide immer
nach ihrem großen Glück
und wissen nur das eine
die Zeit kehrt nie zurück

~~~

Samstag, 7. Februar 2009

Kein armes Haus

Während ich vor der Tür des Zimmers meiner Mutter auf und ab gehe, summe ich eine alte Melodie. Diese Melodie gehört zu einem traurigen Lied, das Marilla mir schon unzählige Male vorgesungen hat.
Es handelt von einer Frau, die durch tragische Umstände von ihrem Liebsten getrennt wird. Die Melodie ließ mich nicht mehr los, nachdem ich sie einmal gehört hatte.

"Ja?"
Mit diesem Wort holte meine Mutter mich in die Wirklichkeit zurück. Sie hatte endlich mein Klopfen beantwortet und ließ mich eintreten. Ich tat nur einen Schritt über die Schwelle, schloß die Tür hinter mir so leise es mir möglich war und blieb wie angewurzelt stehen.
Meine Mutter sah bereits wieder auf den vor ihr liegenden Brief herab. Sie hatte ihre Haare zu einem Knoten gebunden und hielt eine Schreibfeder in der rechten Hand.
"Mein Kind", sagte sie, ohne aufzublicken. Ich trat einen Schritt vor und wartete bis sie mich ansah. Dann machte ich einen Knicks.
"Mutter, ich habe einen Wunsch", sagte ich und versuchte dabei möglichst einen unterwürfigen Tonfall anzuschlagen.
"Das haben wir alle, mein Kind." Mittlerweile hatte sie ihren Kopf etwas gehoben und sah mich an. Ich beschloss nicht länger ihre Zeit zu verschwenden und platze mit meinem Anliegen direkt heraus.
"Ich hätte gern ein eigenes Pferd." Sie nickte nur. Vielleicht hielt sie es für kein besonderes Anliegen.
"Natürlich. Es soll uns schließlich niemand nachsagen können, wir wären ein armes Haus."
Damit war die Unterredung für das erste beendet.
Sie wandte sich wieder ihrem Brief zu und vermutlich nahm sie auch nicht mehr wahr, wie ich mit einem Lächeln die Tür hinter mir schloss.

Dienstag, 3. Februar 2009

Ein dunkles Licht

Ich stieg als letzte aus unserer Kutsche. Deron nahm dem Kutscher die Pferde ab und ging mit ihnen zum Stall, ohne sich einmal umzudrehen.
Mutter war schon voraus gegangen. Marilla wartete auf mich. Sie verstand wohl meinen Blick, wartete aber dennoch auf eine klarere Anweisung.
"Ich brauche noch etwas frische Luft," entgegnete ich daher knapp. Sie nickte. Noch im Gehen vernahm ich ein leises Gemurmel ihrerseits. "Die wirst du im Stall nicht finden."
Ich schmunzelte bei ihren Worten, drehte auf dem Absatz um und ging langsamen Schrittes zum Stall.
Eine kleine Laterne spende einen Lichtschein in den Gang, so dass Deron wohl gerade so eben sehen konnte, was er tat.
Ob er es brauchte, war eine andere Frage.
"Lange ist es her," sagte er. Er stand mit dem Rücken zu mir, während er die Stute mit Stroh trocken rieb. Ich ging um das Tier herum und legte meine Hand auf den Hals des Pferdes. Nun konnte ich in sein Gesicht sehen.
"Ja, das ist es," erwiderte ich. Sein Gesicht war älter geworden, aber seine Augen noch immer so wie frührer.
Er verharrte in seiner Bewegung und sah nun auch mich an. Was er dachte verriet er mir natürlich nicht.
Ich tätschelte Namiria den Hals und merkte dann schnell, dass ich hier fehl am Platz war. In dieser Robe - in einem Stall!
Ich ging fort, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Auf dem Weg in mein Zimmer hatte ich allerdings eine Idee.