Freitag, 30. April 2010

Kunstpause

Mittlerweile sind einige Tage seit meinem letzten Eintrag vergangen. Flori nimmt momentan sehr viel meiner Zeit ein. Auf dem Weg in die Abtei erfuhren Ganndor und ich von Flori, dass sie Stormwind für etwas "Böses" hält, aber genaueres konnte sie uns dazu auch nicht sagen. Wir mieden die Stadt, aber als wir in der Abtei ankamen, konnte uns niemand so recht Auskunft geben und Flori selbst mied auch die Gemäuer der Abtei, so dass wir ganz in der Nähe ein Lagerfeuer entfachten und am Feuer schliefen.
Ich natürlich nicht. Ich blieb wach. Ich hatte ein wachsames Auge auf Flori. Ich achtete sowohl darauf, dass niemand ihr etwas antun würde, als auch darauf, dass sie mir nichts antun würde.

Ich sah ihr Gesicht genau vor mir. Ihre Augen blickten in meine, als ich den Schnitt mit dem kleinen Messer tat. Es war nur ein winziger Stich, aber das Blut war überall. Es breitete sich aus, lief aus ihrem Mund über die Lippen und tropfte vom Kinn. Bald würde auch ihre Robe blutrot sein. Rot war eine schöne Farbe. Rot wie Feuer, Rot wie Wut, Rot wie Liebe. Alles was etwas zu bedeuten hatte, war rot.
Sie sackte zusammen, ihre Knie brachen ein. Fast wäre sie ins Feuer gefallen, das immer noch loderte. Sie versuchte zu schreien, doch es kam kein Laut aus ihr heraus. Dann begann Feyeas Gesicht zu verschwimmen, es wurde ganz weich, bis schließlich Floris Augen mich anblickten.

Ich zuckte zusammen. Meine Augen vor Schreck geweitet. Ich tastete nach Flori doch meine Hand fand nur das feuchte Gras. Ich musste doch eingeschlafen sein.

Montag, 26. April 2010

Generalprobe

Als wir wieder zu Flori gingen, stand sie etwas entfernt vom Gildenhaus, auf einem kleinen Weg. Ich bat Ganndor zu warten und ging dichter auf sie zu. Kurz vor ihr stoppte ich und hielt ihr eine Hand entgegen. "Ich bin Vela", sagte ich zu ihr, ganz leise. Ich weiß nicht mehr genau was sie sagte, aber sie ließ mich sie am Arm berühren. Ich führte sie in Richtung des Gasthauses, Ganndor und ein Gnom folgten uns in einem kleinen Abstand.
Flori redete wie ein Kind. Sie erzählte von der Schiffahrt, wie sehr sie ihr gefallen hat und das es nach ihrem Geschmack noch mehr hätte schaukeln können.
Im Gasthaus stellten Flori und ich uns ans Feuer. Ich suchte mir immer den Weg zum Feuer und Flori schien es nicht anders zu gehen. Ganndor bestellte für uns etwas zu trinken und langsam beruhigte ich mich wieder.
Was sollten wir mit Flori machen? Auf sich allein gestellt würde sie nicht weit kommen, sie könnte leicht in die falschen Hände geraten. Bidrok, der Gnom, machte den Vorschlag sie in die Abtei nach Northshire zu bringen. Dort kümmerte man sich um "Leute wie sie".
Die Nacht über würden wir im Gasthaus bleiben und am nächsten Tag aufbrechen.
Unsere Zimmer lagen gleich nebeneinander. Falls etwas sein sollte, könnte Flori nach mir rufen.
Aber was sollte schon sein? Und warum machte ich mir darüber überhaupt Gedanken?

Sonntag, 25. April 2010

Dein Spiel - meine Regeln

Ganndor versuchte auf Floreanna, die nicht Floreanna war, einzureden. Er sagte ihr auf den Kopf zu wer sie war und fragte sie, was sie mit "Shan'do" angestellt hätte. Floreanna gab sich unwissend und wich vor Ganndor zurück. Sie sagte immerzu, sie sei nicht Floreanna, sondern Flori. Sie schien sich an nichts zu erinnern. Und Angst lag in ihrem Blick. Angst.
Tevarion geleitete Floreanna nach draußen und redete dort wohl beruhigend auf sie ein, Ganndor folgte den beiden und ich folgte wiederum Ganndor.
Marilla hätte wohl an dieser Stelle gefragt: "Und wer folgt dir?"
Aber Marilla schob ich aus meinen Gedanken, weit weg, bis sie immer kleiner wurde und ihre Stimme verstummte.
Floreanna wurde sogleich wieder hysterisch, als sie Ganndor sah und Tevarion versuchte Ganndor auf Distanz zu halten. Als ich glaubte ungefähr zu verstehen, was Tevarion vor hatte, berührte ich Ganndor am Arm und ging mit ihm in Richtung der Pferdeställe, um dort allein mit ihm zu sprechen. Es erschien mir am wichtigsten, dass sich unser aller Gemüter ersteinmal wieder beruhigten.
Ich setzte mich auf einen Strohballen und wäre die Situation nicht so wie sie wäre; wäre Floreanna nicht aufgetaucht, dann wäre ich wohl empfänglich gewesen für die Romantik, die mit dieser Situation verwoben war. Aber ohne Floreanna wäre ich gar nicht erst dort gewesen.
Ganndor und ich berieten uns und beschlossen erst einmal ihr Spielchen - sollte es eines sein, was Ganndor stark vermutete - mitzuspielen. Nach unseren Regeln. Wir würden auf sie eingehen und zu einem passenden Moment zuschlagen.
Als wir zurück gingen, hatte ich mich fest unter Kontrolle. Ich war in eine Rolle geschlüpft, wieder einmal. So viele hatte es schon gegeben. Die verschiedenen Rollen beim Wagen, Lanea, Myramae und nun meine Größte: Vela von Wolkenstein spielt sich selbst.

Freitag, 23. April 2010

Der Tag, an dem ich nicht Floreanna Zaubermond traf

Ich habe Floreanna Zaubermond getroffen. Nach all den Dingen, die ich über sie wusste, habe ich mir ein erstes Treffen immer sehr interessant vorgestellt, aber nun, da wir uns begegneten ist alles irgendwie ganz anders.
Es war ein schöner Montagabend, als ich erfolgreich bei den "Flammen der Hoffnung" aufgenommen wurde. Es waren viele Mitglieder der Gemeinschaft dort und unter ihnen natürlich Ganndor. Wir überlegten gerade, wie man eine schöne Ballnacht planen könnte, als einige bemerkten, dass sich jemand im Gildenhaus befand, der da wohl offensichtlich nichts zu suchen hatte. Und dann erkannte Ganndor die Stimme, jener fremden Person. Sie gehörte zu Floreanna Zaubermond. Für kurze Zeit zog sich alles in mir zusammen, aber ich bemühte mich mir nichts anmerken zu lassen - das hatte ich in all den Jahren bis zur Perfektion gelernt.
Viele "Flammen" gingen nach unten, um nachzusehen, was dort vor sich ging. Als auch Ganndor ging wurde ich ziemlich wütend und zugleich erschrak ich mich. Ich war noch nie eifersüchtig gewesen.
Und dann dieser Satz, den Tevarion sprach: "Wenn es DIE Floreanna ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu gehen."
Was hatte das zu bedeuten? Ich kenne Ganndor schon länger und ich weiß von einigen Frauen, die ihn ein Teil seines Lebens begleiteten und dann gibt es gewiss noch welche, von denen ich nichts weiß. Wer konnte mir eigentlich sagen, dass es bei mir etwas anderes sein könnte, als ein kurzer Weg?

Die Frau die ich dann zu sehen bekam, hatte nicht viel gemein mit der Frau, die ich mir vorstellte. Sie trug eine Robe und eine Haube. Ich sah nur einen kleinen Teil ihres Gesichts und als sie sprach wirkte sie so verängstigt, dass sich sämtliche Wut in mir auflöste.
Aber als ob das nicht genug wäre, sagte diese Frau, dass sie nicht Floreanna Zaubermond sei.

Donnerstag, 15. April 2010

Erwachen

(Für Ylandreia, die Lordaeron ebenfalls liebt)

Ich hatte mich dafür entschieden, Ganndor "Shari'fal" zu zeigen. Zu dem Entschluss gelang ich recht einfach, nur das Schwert auch zu finden, das war schwer. Ich wusste natürlich noch, wo wir es versteckt hatten, nur hatte ich Angst vor dem, was ich im heutigen Lordaeron vorfinden würde. "Die Pestländer" sagen die Leute zum östlichen Lordaeron. Wie grausam, wie unangemessen. Ich konnte nur den Kopf schütteln und mir Lordaeron im Herzen bewahren.
Als mir klar wurde, dass ich wohl wirklich meine Erinnerungen verloren hatte, war das eine Sache. Als ich aber sah, dass die paar Wochen, die ich nach meiner Flucht in Stormwind verbrachte, wirklich Jahre gewesen sein müssten, war es, als weckte mich jemand sehr unsanft aus einem schönen Traum.
Eben noch waren da Ballkleider, unausstehliche Tolnairs, Kutschen und Wagen ... dann Deron, Mondlicht die Flucht und Lagerfeuer und nun Ghule, Verwesung und Untod.
Ich erwachte im Silverpine Forest aus meinem hundertjährigen Schlaf und fühlte mich wie gelähmt. Die Geschichten waren wahr. Es waren auch nicht einfach nur Geschichten, es war die bittere Wahrheit.
Ich fühlte mich orientierungslos. Ganndor übernahm die Führung in Richtung der Stadt Lordaeron, von dort würde ich dann zu meinem Haus finden. Und dort ebenso "Shari'fal", das gut versteckt auf mich wartete.
Doch das Wolkensteinhaus war weit weg und wir erreichten es nicht an jenem Abend.
Am Ende war es nur noch der Lordamersee, der zwischen mir und Lordaeron lag. Ich war wie verzaubert. Als zöge mich das Wasser magisch an, bat ich Ganndor, am See entlang zu reiten, anstatt durch die Wälder. Wir ritten nicht weit, als ich mich schon vom Pferd schwingen musste und mich ans Ufer setzte. Dann wurde mir alles klar. Sämtliche Nebel waberten aus meinem Kopf und ich konnte alle Gedanken klar fassen, sortieren, anordnen und wieder loslassen.
Ich sah ganz deutlich Feyea vor meinen Augen. Sie ist die Frau auf dem Bild, das ich immer in Gedanken sah.
Alles hatte sich um Feyea gedreht und ich hatte es nicht gemerkt.
Bis heute.

Mittwoch, 14. April 2010

... dreimal rum und hoch hinaus ...

Es dreht sich alles im Kreis. Schneller und immer schneller. Als Kind musste ich lachen und ließ mich ins Gras fallen, während sich die Welt um mich herum immer weiter drehte. Wenn sich heute alles dreht, dann muss ich mich übergeben.
Ich hatte mich an das neue Leben gewöhnt. Natürlich war ich neugierig, auf meine verlorenen Erinnerungen, aber nun, da sie alle wieder da waren, komme ich mir vor, als würde ich herablassend auf die kleine Vela sehen, die sich gerade ins Gras hat fallen lassen und denkt, die Welt würde nie aufhören sich zu drehen.
Und dann war da ja auch noch Ganndor. Er hatte diese verdammte Welt ja auch erst angeschubst. Ich musste die Möglichkeiten abwiegen, die ich nun hatte. Ich kann abwarten, bis sich alles langsamer dreht und ich irgendwann wieder den Durchblick habe. Ich kann versuchen meine Beine von der Welt baumeln zu lassen, um damit zu bremsen. Ich kann mich mit der Welt drehen.
Aber im Moment ist mir so schlecht, dass ich gar nicht denken kann.

Donnerstag, 1. April 2010

Traumdeutung

Ich saß irgendwo im Nirgendwo zwischen drei Elfen am Feuer. Und Ganndor. Er war natürlich auch da, ohne ihn wäre ich schließlich nicht hier, sondern säße bei einem Glas Rotwein gemütlich draußen vor dem Eremiten und würde die laue Luft in Stormwind genießen.
Das ist natürlich nicht ganz richtig, ohne Ganndor wäre ich entweder tot oder mit anderen Dingen als Rotwein beschäftigt.
Wir waren hier, weil Ganndor glaubt, dass diese Elfen ihm helfen könnten, was die Sache mit seinem machterfüllten Schwert anging. Ich hingegen habe noch nichtmals das Grundproblem überhaupt verstanden, das er hat.
Er hätte beinahe die Mutter seiner Tochter getötet, ja. Aber die ganze Schuld auf das Schwert zu schieben? War das nicht ein bisschen einfach?
"Ein Schwert ist immer nur so gut, wie derjenige, der es führt." Deron hatte das immer gesagt und er hatte recht. Man kann eine noch so wertvolle Waffe mit sich führen, wenn man sie nicht zu nutzen weiß, ist sie wertlos.
Und Ganndor? Er wollte sie gar nicht führen. Er wollte sich von ihr führen lassen.
Das war in meinen Augen das, worüber wir sprechen sollten. Aber das traute ich mich unter all diesen Elfen nicht zu sagen. Sie waren so anders. Sie waren alt und vermutlich weise. Sie tranken Tee am Feuer. Und Ganndor schien sich so wohl zu fühlen bei ihnen. In meinem Kopf drehte sich alles und ich musste immer wieder an "Shari'fal" denken. Ich verließ die Elfen bald, ich konnte den Anblick nicht ertragen, sie machten mir Angst. Ich lief so schnell ich konnte nach Astranaar zurück, bezahlte ein Bett im Gasthaus und legte mich hin. An Schlaf war nicht zu denken, zu aufgeregt war ich. Als ich aber Ganndor unten im Gasthaus hörte schloss ich schnell die Augen und stellte mich schlafend. Ich brauchte Zeit um nachzudenken, doch die sollte ich nicht bekommen. Ganndor rüttelte an meiner Schulter und ich bemühte mich, ihn verschlafen anzusehen.