Dienstag, 29. September 2009

Alter Körper - junger Geist

Es ist viel Zeit vergangen. Wenn ich die Geschichten in diesem Buch lese, fällt es mir schwer zu glauben, dass es meine Geschichte ist.
Ich habe angefangen sie zu schreiben, kurz nachdem mich Deron in Stormwind verlassen hat.
Mein Ziel war es Frieden zu schließen. Mit ihm, mit Mutter, aber vor allem wohl Frieden mit mir selbst. Es ist mir mäßig gelungen. Zu viel habe ich dafür verloren und zu viele Menschen habe ich dafür verletzt. Menschen ... nicht nur.
Ich stellte mir vor, dass mein Leben mit Deron für immer so weitergehen möge. Wir reisten umher. Wir versteckten uns. So war es, aber so konnte es nicht immer sein. Wir hörten von der Seuche, wir gingen nach Stormwind. Wir schliefen nahe der Stadtmauern. Wir fielen nicht weiter auf. Wir waren zwei von Tausenden. Wir waren keine Schauspieler mehr, wir waren Flüchtlinge geworden. Wenn ich aufwachte war Deron oft schon weg und kam wenig später mit etwas essbarem zurück. In diesen Zeiten war alles essbar geworden. Manchmal auch die Rinde von Bäumen.
Irgendwann wartete ich vergebens. Ich wartete tagelang. Deron kehrte nicht zurück, irgendwann fand ich mich damit ab. Ich glaube nicht, dass ihm etwas zugestoßen war, dafür war er zu geschickt. Er hatte mich verlassen.
Schmerlich hämmert dieser Satz noch heute in meinem Kopf. Ich dachte wir teilten etwas besonderes. Ich hatte nie gedacht, dass es so enden würde. Nun endete es ganz anders.

Es waren wilde Jahre in der Stadt. Ich wusste nicht wohin mit mir. Sehnte mich zurück nach alten Zeiten.
Ich lebte weiter als Lanea unter ihnen. Ich stahl. Ich hatte zu essen.
Irgendwann wurden die Zeiten besser. Ich hatte mich an mein Leben gewöhnt. Ich träumte viel von meiner Zeit als Adlige. Ich träumte oft, dass ich mir mit einer Nadel in den Finger stach. Ich blutete. Ich wachte oft auf, weil ich Blut auf meinen Lippen schmeckte.
Irgendwann gelang ich an Leinenstoff. Er war schlecht verarbeitet, aber es reichte. Ich begann zu nähen. Als einfache Näherin begann ich - als Meisterin hörte ich auf.
Irgendwann verschönerte ich nur noch feinste Roben. Manchmal verzauberte ich sie. Nicht viele wussten um diese Kunst. Ich hatte mich abermals verkleidet. Hatte mir wieder feine Roben angezogen. War wieder Vela von Wolkenstein. Ich fühlte mich nur anders an.
Meine Augen hatten noch nicht aufgehört nach Deron zu suchen. Mein Herz ebenso nicht.

Irgendwann traf ich auf Willowby Grünbuddel. Gnomin. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es nicht lange gut gehen würde. Aber das war mir egal. Sie hatte eine Vision und ich wohl zu viel Wein getrunken. Ihre Idee klang gut in meinen Ohren. Es war genau die Art von Ablenkung die ich brauchte. Und: Ich konnte so meine geheime Suche am besten fortsetzen.

Wir gründeten den Roten Wagen. Umherziehende Spielleute. Gaukler. Wir waren Schauspieler. Wir waren wie Lanea und Danath. Er fehlte mir so sehr.
Unser Wagen wurde schnell bekannt, wir hatten Erfolg. Aperius trat in mein Leben. Unter anderen Umständen wäre ich vielleicht fähig gewesen seine Liebe zu erwidern. Ich genoss seine Lieder, seine Ideen. Er war Balsam für meine Seele.

Irgendwann zerbrach der Wagen. Es gab Unstimmigkeiten. Ich hatte Willowby verraten. Ich log, ich betrog. Das war der Anfang. Ich wurde zu der Frau, die ich nun bin, die ich bald für immer sein werde.
Dies wird mein letzter Eintrag in diesem Buch. Mehr Zeit bleibt nicht, alles zu erwähnen.
Die Stimme ruft nach mir, immer mehr. Sie ist süß wie Honig. Ich höre auf sie, ich kann mich nicht wehren dagegen und ich will es auch nicht.

Mir gefiel es die Gnomin am Boden zu sehen und es erschrak mich sogleich. Was geschah mit mir? Ich hatte einige Freunde in der Stadt. Bren. Ganndor. Sie alle würde ich verlieren, ich würde sie verraten. Ich würde ....

Lausche dem Wind. Folge ihm. Der Wind hebt dich empor, er trägt dich. Zusammen seid ihr ein Sturm.



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