Montag, 15. Dezember 2008

Fensterfreuden

Ich hätte es besser wissen müssen.
Es geschah bereits einmal. Damals. Es scheint mir eine Ewigkeit vergangen seitdem.
Ich verlor abermals alles.
Es herrschte Krieg.

In einem Anflug von Egozentrik stellte ich mir vor, ich sei Schuld daran, dass die Horde in Lordaeron einfiel.
Ich hatte Schuld, dass der Zweite Krieg ausbrach. Vor meiner Haustür.
Wie hatte ich mich auch heimisch fühlen können?
Natürlich wusste ich gleichzeitig, dass es Unfug und vermessen ist, soetwas zu denken. Ich war viel zu unbedeutend. Ein Kind.

Es geriet alles durcheinander. Diesmal gab es keinen Wulfengard mehr, der uns beschützen konnte. Wir waren auf das Glück angewiesen.
Marilla befragte jeden Abend die Karten, aber nie verriet sie mir was sie sah.
Ich weiß nicht was ich schlimmer gefunden hätte. Traurige Gewissheit oder verzweifelte Hoffnung.

Ich fühlte mich schutzlos und ausgeliefert. Auf das Wohlwollen anderer angewiesen.
Ich hatte nicht mehr das Verlangen mich fortzuschleichen. Ich war wie gelähmt.

Aus meinem Fenster im oberen Stockwerk sah ich oft in unseren Hof. Unser Schmied wurde im Handumdrehen zum Krieger. Er hatte Mühe seinen Sohn zurückzuhalten und nur er und das Licht wissen, was er sagte, damit Deron blieb.

Ich sah Deron oft aus meinem Fenster. Bewaffnet mit zwei Dolchen, die er sich in der Abwesenheit seines Vaters geschmiedet hatte. Oder die er irgendwo gefunden hatte.
Die Dolche fuhren oft in einfache Holzfiguren, die aus irgendwelchen Resten eilig zusammengezimmert wurden.
Er kämpfte nicht schlecht - für einen Schmied.

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