Sonntag, 26. Juli 2009

Alltag

Wir zogen nun schon ein Jahr durch die Wälder. Unser Tag war dadurch bestimmt, genügend Beeren zu sammeln, uns nicht von Bären anfallen zu lassen und irgendwie die Nacht zu überleben. Was als romantisches Mädchenabenteuer begann, war trister Alltag geworden. Deron und ich schliefen abwechselnd, einer hielt Wache. Obwohl das Feuer oder zumindest die Glut uns die Nacht über warm hielt und Tiere nicht näher an uns herankommen ließ, wollten wir auf Nummer Sicher gehen. Und obwohl ich es nicht zugeben wollte, mir fehlte mein altes Leben. Mir fehlte ein Bett, eine mich bedienende Amme und ein Buch.
Ich wollte seidige glatte Haare und saubere Fingernägel. Ich war unzufrieden und ich war traurig.
Aber Deron wäre nicht Deron gewesen, hätte er das alles nicht irgendwie geahnt. Ich muss es ihm wirklich schwer gemacht haben, damals.
Umso größer war meine Überraschung, als er mit einem in Papier eingeschlagenem Bündel zu mir kam.
Ich entfachte gerade ein Feuer, als er sich zu mir gesellte.
„Vela“, er sprach nicht weiter, sondern hielt mir das Paket vor die Nase. Ich nahm es wortlos, aber mit einem alles sagenden Blick entgegen und wickelte das Papier langsam ab. Ich fühlte etwas weiches und wagte meinen Augen nicht zu trauen. „Deron!“ Ich sprach ebenfalls nicht weiter und hielt die Robe vor meine Brust, und sah anschließend an mir herab.
Eine Robe!
„Ich weiß, es ist nicht das Schönste und für dich auch nur sehr durschnittlich und deinem Stand nicht angemessen, aber….“
Ich konnte nicht anders, als ihm meinen Zeigefinger an die Lippen zu legen.
„Es ist die schönste Robe, die ich je tragen werde, Deron.“

1 Kommentar:

alt hat gesagt…

*seufz*

Ist wirklich schade, dass Vela "weiterzieht". Ich werde dich und deine Geschichten hier definitiv vermissen.

Ganni