Dienstag, 7. Juli 2009

Kalte Asche

Alles was bisher zu meinem Leben gehörte, war fort. Geblieben waren mir Mondlicht und Deron. Sonst nichts. Meine Robe, oder viel mehr das, was noch von meiner Robe geblieben war, sollte ich vergraben. Ich saß an einen Baumstamm gelehnt und strich über den zarten Stoff, der auf meinen Beinen lag. Es war nicht nur Stoff. Es war mein altes Leben.
Es war eine Erinnerung an Wulfengard, Marilla und Mutter. Eine Erinnerung an Tanzveranstaltungen. Sogar eine Erinnerung an Stephan Tolnair. Es war eine Erinnerung an Kutschfahrten, Handküsse und Komplimente. Es war eine Erinnerung an Lordaeron, Frieden und Reichtum.
Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen. Es war im Grunde doch nur ein einfaches Stück Stoff.
Meine Finger glitten über den Stoff, mein Zeigefinger folgte dem goldenen Faden, der in den Stoff eingearbeitet war. Er zeichnete ein Muster und ich konnte nicht aufhören diesem Muster zu folgen. Immer schneller und schneller wanderte mein Finger über das Zeichen. Eine innere Wärme durchfuhr mich ganz plötzlich und es war als erschien ein gleißender Blitz vor mir. Ich schloss meine Augen. Meine Hand erstarrte.
"Vela?!" Deron kam mit Namiria und Mondlicht am Zügel neben mir zu stehen. "Es wird Zeit, hast du dein Kleid beseitigt, wie ich es dir gesagt habe?"
Ich öffnete meine Augen. Verstört blickte ich an mir herab. Die Robe war fort, ich nickte stumm.
"Ja, ich habe sie verbrannt," entgegnete ich zögernd. Ich stand auf und in meiner zur Faust geballten Hand fülte ich einen kalten Kristallsplitter.
Deron schien nicht gemerkt zu haben, dass die Asche vor mir schon kalt war.

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