Mittwoch, 17. November 2010

Funkenlos

Ich fühlte das Gras unter meinen Beinen und die harte Rinde an meinem Rücken. Und ich fühlte das Seil, das sich wie eine Schlange um meine Handgelenke wand. Mit jeder Bewegung meiner Hände drückte die Schlange mehr zu, bis die Hände schließlich schlaff herab hingen.

Das Messer flog an mir vorbei. Ich konnte es nicht sehen - meine Augen waren geschlossen - aber sehr wohl an mir vorbei rauschen hören. Und noch eines. Und noch eines.
Dann hörte ich kurz Stille und dann ein merkwürdig fremdes und doch vertrautes Geräusch. Das Klatschen von Händen. Die Fremden freuten sich, dass ich noch lebte. Ich wüsste nicht, ob ich andersherum ebenso in einen Freudentaumel gefallen wäre und eine Fremde noch dazu in herutergekommener Kleidung bejubelt hätte, dass sie einfach nur an einem Baum lehnte.
Wir blieben über Nacht und meine Wünsche wurden erhört. Eigentlich war es nur einer.
Ich durfte in einem Bett schlafen. Eigentlich war es kein Bett sondern ein Strohsack, aber es war auch kein harter Boden unter freiem Himmel.
Die beiden Wirte waren nett. Es war ihre Tochter, die uns ein paar Münzen brachte. Im Namen des Dorfes. Unser kleiner Auftritt hatte ihnen gefallen und sie würden sich morgen auf einen zweiten freuen. Deron freute sich über die Worte und ich mich über das Geld und beide lächelten wir und genossen den Augenblick.

"Vela, du bist das einzige Mädchen das ich kenne, dass in einer solchen Situation noch lachen kann." Deron hockte etwas weiter vor mir und versuchte in einem Kreis von Steinen ein Lagerfeuer zu entfachen. Es gelang ihm nicht. Der Funke wollte nicht über springen.

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