Freitag, 23. Januar 2009

Beim Licht

Es war ein Tag wie jeder andere, irgendwann im Herbst des elften Jahres nach der Portalöffnung. Ich begleitete Marilla auf den Markt. Nun nicht mehr als Kind, auf dass sie acht zu geben hatte, sondern als Begleitung. Wir redeten mal viel und mal wenig. Manchmal lernte ich noch von ihr, wie sie bestimmte Waren aussuchte.
Manchmal griff sie nach meinem Arm oder strich mit ihrer Hand über meine Wange, wie sie es schon immer getan hatte.
Wir ließen uns Zeit auf dem Weg nach Hause, um die Ruhe zu genießen. Wir waren keinen Zwängen erlegen, wir waren unser eigener Herr.
Vor einiger Zeit hatte Marilla damit begonnen mein dunkles Haar hochzustecken. Ich gefiel mir damit und anfangs hielt ich an jeder Pfütze, um mein Antlitz zu betrachten. Es war ungewohnt nicht mehr hin und wieder nach einer Haarsträhne zu greifen, die sich wie selbstverständlich um meinen Finger wickeln konnte.
Manchmal hakte ich mich bei Marilla unter, manchmal gingen wir hintereinander und blieben jeder für sich.
An jenem Tag, damals im Herbst, der wie jeder andere war, griff Marilla nach meiner Hand.
Ich ließ meine wie selbstverständlich in ihre gleiten.
Sie verharrte in ihrer Bewegung. "Beim Licht," sagte sie, "hast du heiße Hände!"

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